CDU Gemeindeverband Wiefelstede

„Müssen lernen, mit dem Wolf zu leben“

CDU-Gemeindeverband freut sich über ein volles Haus und eine sehr sachliche Diskussion

Der Saal im Gristeder Hof war proppevoll. Frank Faß vom Wolfcenter Dörverden verriet viel Wissenswertes über den Wolf. Fünf Rudel, ein Pärchen und ein Single haben sich in Niedersachsen niedergelassen.

Gristede „Der Wolf ist da, seine Population wird auch bei uns weiter wachsen, wir müssen lernen, mit ihm zu leben“, sagt Frank Faß. Für den Inhaber des Wolfcenters Dörverden ist klar: „Eine Ausrottung des Wolfes wird es nicht mehr geben, das ist auch seitens der EU nicht gewollt.“ Seit 1980 ist der Wolf auch durchs Bundesnaturschutzgesetz strengstens geschützt. Faß brachte mehr als 120 Zuhörern am Donnerstagabend im Gristeder Hof den Wolf näher – und machte deutlich: Die Sorgen und Nöte auch der Nutztierhalter bezüglich des Vormarsches von „Ise­grim“ würden sehr wohl gesehen.

CDU lud ein

Faß sprach auf Einladung des CDU-Gemeindeverbandes Wiefelstede, der zu einem Diskussions- und Vortragsabend zum Thema „Was passiert, wenn der Wolf nach Wiefelstede kommt?“ eingeladen hatte. Die Resonanz war enorm, bereits wenige Tage nach der Ankündigung waren Anmeldungen nicht mehr möglich, freute sich Gemeindeverbandsvorsitzender Bernd Kossendey, der auch Ralf Lohse, Wolfberater im Ammerland, Manfred Gerken als Vertreter des Ammerländer Landvolkverbandes, Markus Neumann von der Kreisjägerschaft Ammerland sowie den Vechtaer CDU-Landtagsabgeordneten Dr. Stephan Siemer begrüßte.

 Diskutierten mit den Zuhörern über den Wolf (von links): Frank Faß, Ralf Lohse, Dr.Stephan Siemer, Jens Nacke, Manfred Gerken und Markus Neumann.  Bild: Claus Stölting Diskutierten mit den Zuhörern über den Wolf (von links): Frank Faß, Ralf Lohse, Dr.Stephan Siemer, Jens Nacke, Manfred Gerken und Markus Neumann. Bild: Claus Stölting

Warnung vor Hysterie

Frank Faß stellte zunächst den Wolf vor (siehe Infokasten). Er verwies dann auf die derzeit „hochemotionale Diskussion“ über den Wolf und warnte vor Hysterie. Zwar könnten Wölfe dem Menschen durchaus etwas tun; die Wahrscheinlichkeit sei aber sehr gering. Faß verwies auf eine Studie aus dem Jahr 2002, nach der in den 50 Jahren zuvor in Europa neun Menschen von Wölfen getötet worden seien, fünf davon durch tollwutinfizierte Wölfe und – in den siebziger Jahren – vier Kinder in Spanien. „Die Wölfe sind sofort getötet worden und das ist auch richtig so“, machte Faß deutlich, dass schon für die Akzeptanz freilebender Wölfe in der Bevölkerung auch über die Tötung von „Problemwölfen“ nachgedacht werden müsse. Faß plädiert zudem dafür, Gebiete mit hoher Nutztierdichte und Weidehaltung wolfsfrei zu halten – eine Forderung, die nicht überall auf Gegenliebe stößt, wie Faß einräumte. Den Lebensraum der Wölfe jedoch quasi auf „Inseln“ zu beschränken sei unmöglich und zudem nicht artgerecht, da dies zum Inzest unter den Wölfen führen würde.

140 Wolfberater

Um zu wissen, wie viele Wölfe sich wo aufhalten, sammeln mittlerweile 140 vom Umweltministerium beauftragte Wolfberater in Niedersachsen Daten über Risse, Sichtungen und Fährten. Ralf Lohse ist Wolfberater im Ammerland und appellierte an die Zuhörer, solche Dinge auch an ihn weiterzuleiten. Die Informationen dieses Wolfsmonitorings dienten nicht nur der Datensammlung, sondern zeichneten auch ein umfassendes Bewegungsbild der Wölfe im Land.

Markus Neumann von der Kreisjägerschaft plädierte dafür, sachlich und ohne Emotionen über den Wolf zu diskutieren. „Da prallen viele Interessen aufeinander“, machte Neumann deutlich, dass es bislang auch kaum Zahlen gebe, wie sich das Auftreten des Wolfs auf die Wildtierpopulationen auswirkt. „Es gilt, die Sache wissenschaftlich anzugehen und miteinander zu reden.“ Auch Manfred Gerken als Vertreter des Landvolkverbands sprach sich dafür aus, „keine ideologische Diskussion“ über den Wolf zu führen.

Nachdem Dr. Stephan Siemer aus Vechta über die Wolfsichtungen in seinem Landkreis berichtet hatte, wurden in der anschließenden, vom CDU-Landtagsabgeordneten Jens Nacke moderierten, sehr sachlichen Diskussion auch Sorgen der Landwirte um ihre Herden laut. Faß räumte ein, dass Regelungen zu Ausgleichszahlungen für gerissene Tiere und die Förderung von Herdenschutzmaßnahmen noch verbesserungsbedürftig seien.

Einer Zuhörerin, die nach dem richtigen Verhalten fragte, falls sich in den Gristeder Büschen ein Wolf dem dort untergebrachten Waldkindergarten nähern sollte, riet Faß ganz unaufgeregt: „Weitermachen wie bisher.“ Der Wolf sei in der Regel am Menschen nicht interessiert. Obwohl junge Wölfe schon auch neugierig sein könnten.

Der Wolf in Stichworten

Der Wolf ist sehr anpassungsfähig, erklärte Frank Faß vom Wolfcenter Dörverden.
In Stichworten: Kommt auch in unserer Kulturlandschaft bestens klar; hochsoziales Lebewesen, das im Rudel lebt; Elterntiere in der Regel monogam; einmal im Jahr Nachwuchs, im Schnitt 5 bis 7 Welpen; vorwiegend Fleisch- und Aasfresser; ist fähig, von der Maus bis zum Elch alles zu erbeuten; in der Regel vorsichtiges Tier; wenn es territorial lebt, durchstreift es auch im Rudel – Elterntiere und Welpen und Jährlinge – ein Gebiet von 20 000 bis mehr als 30 000 Hektar. Danach hätten im Ammerland (50 000 Hektar Fläche) rein rechnerisch zwei Rudel Platz.
Der Wolf ist auch ein Hetzjäger und reißt bei der Flucht etwa von Schafen auch schon mal mehr Tiere als er für die Nahrungsaufnahme braucht. Derzeit gibt es 300 Wölfe in Deutschland, inklusive Welpen. Faß geht von vielleicht 150 erwachsenen Tieren aus. In Niedersachsen hätten sich mittlerweile bewiesenermaßen fünf Rudel, zwei Pärchen sowie ein Single niedergelassen, zudem durchstreiften sicherlich weitere Wölfe das Land, die sich noch nicht niedergelassen hätten.


 

Der Wolf in Stichworten

Der Wolf ist sehr anpassungsfähig, erklärte Frank Faß vom Wolfcenter Dörverden.
In Stichworten: Kommt auch in unserer Kulturlandschaft bestens klar; hochsoziales Lebewesen, das im Rudel lebt; Elterntiere in der Regel monogam; einmal im Jahr Nachwuchs, im Schnitt 5 bis 7 Welpen; vorwiegend Fleisch- und Aasfresser; ist fähig, von der Maus bis zum Elch alles zu erbeuten; in der Regel vorsichtiges Tier; wenn es territorial lebt, durchstreift es auch im Rudel – Elterntiere und Welpen und Jährlinge – ein Gebiet von 20 000 bis mehr als 30 000 Hektar. Danach hätten im Ammerland (50 000 Hektar Fläche) rein rechnerisch zwei Rudel Platz.
Der Wolf ist auch ein Hetzjäger und reißt bei der Flucht etwa von Schafen auch schon mal mehr Tiere als er für die Nahrungsaufnahme braucht. Derzeit gibt es 300 Wölfe in Deutschland, inklusive Welpen. Faß geht von vielleicht 150 erwachsenen Tieren aus. In Niedersachsen hätten sich mittlerweile bewiesenermaßen fünf Rudel, zwei Pärchen sowie ein Single niedergelassen, zudem durchstreiften sicherlich weitere Wölfe das Land, die sich noch nicht niedergelassen hätten.